Unsere Eurogeldscheine gibt es ja jetzt bereits seit fast 20 Jahren. Am 1. Januar 2002 verschwanden in zwölf großen Staaten (EA-12) die vertrauten Landeswährungen aus den Geldbörsen vieler Europäer – keine DM und keine Finnmark mehr, nie wieder französische, luxemburgische oder belgische Franken, keine irischen Pfund, auch keine Drachmen, Escudos, Lire, Pesten oder Schillinge. Selbst der niederländische Gulden wurde vom Euro abgelöst, aber die Niederländer erhielten etwas ihnen Vertrautes zurück: Denn die Unterschriften auf den neuen Banknoten waren die ihres ehemaligen Finanzministers (1973–1977) und Präsidenten der niederländischen Zentralbank (1982–1997), der schon auf ihren bunten Ausgaben der Jahre 1982 bis 1994 unterschrieben hatte: Willem (Wim) Frederik Duisenberg (*1935 in Heerenveen/NL, †2005 in Faucon/F)[1]. Auch Farbe und Größe blieben ähnlich.
Abb. 1: Note der Bank der Niederlande über 50 Gulden vom 4. Januar 1982 (SCWPM NLD-96, M 100-1), entworfen von Ootje Oxenaar (1929–2017) und Hans Kruit (*1951), aufgrund von Farbe und Motiv auch der „Sonnenblumenschein“ (zonnebloem) genannt, bis 2001 in Umlauf; bis 2032 gegen Euro-Noten einlösbar. Wasserzeichen Biene, Format 147 x 76 mm.
Abb. 2: Unterschrift re., Duisenberg als Präsident der Niederländischen Zentralbank auf dem 50 Guldenschein vom 4.1.1982.
Die erfolgreiche Geldpolitik Duisenbergs beruhte auf einer intensiven Zusammenarbeit mit den Hütern der bundesdeutschen Geldpolitik; genau das machte ihn auch im weiteren europäischen Währungsgebiet bekannt. Daher wurde er trotz des erbitterten Widerstandes Frankreichs auf den Schild gehoben und 1998 zum Präsidenten der EZB berufen.
Abb. 3: 50-Euro-Schein (EUR-4, Ros/Gra E 4a) der ersten Serie von 2002 mit der Duisenberg-Unterschrift, gestaltet vom Banknotenentwerfer der Oesterreichischen Nationalbank Robert Kalina (*1955). Kalina gewann mit seinen Entwürfen 1996 den Wettbewerb um die neuen gemeinsamen Banknoten der EZB, indem er nur stilisierte Bauwerke ohne direkt erkennbaren nationalen Bezug verwendete. Farbe Gelb/Orange, Format 140 x 77 mm.
Abb. 4: Unterschrift Duisenbergs unter den damals nur fünf Abkürzungen der Europäischen Zentralbank für zwölf Teilnehmerstaaten in den neun Sprachvarianten: „BCE“ (Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Irisch) für Frankreich, Luxemburg, Italien, Portugal, Spanien und Irland, „ECB“ (Englisch, Niederländisch) für Belgien und die Niederlande, „EZB“ (Deutsch) für Deutschland und Österreich, „ΕΚΤ“ (Griechisch) für Griechenland und „EKP“ (Finnisch) für Finnland. Die Jahreszahl 2002 befindet sich auf sämtlichen Noten der ersten Serie, unabhängig vom jeweils signierenden EZB-Präsidenten.
Nachdem Frankfurt am Main bereits Sitz der EZB geworden war, wurden die Franzosen mit dem Versprechen beruhigt, Wim Duisenberg würde bereits nach der Hälfte seiner offiziellen Amtszeit abtreten und Platz machen für einen Franzosen. Tatsächlich räumte der Niederländer erst 2003 seinen Schreibtisch zugunsten des ursprünglichen Gegenkandidaten Jean-Claude Trichet (*1942), der dann volle acht Jahre vom 2003 bis 2011 amtierte. Auf diesen folgte 2019 ein Italiener, der es am 13. Februar dieses Jahres Dank seiner guten Reputation zum Regierungschef in Italien brachte. Auf ihn folgte eine Französin, Christine Lagarde, aber deren Unterschrift findet man noch recht selten auf den Banknoten: Noch überwiegen die Unterschriften von Mario Draghi (*1947). Aber auch eine Wunschvorstellung Duisenbergs trat ein, da er auf die Frage, welche Spur er in der Geschichte hinterlassen wolle, geantwortet hatte, in zehn Jahren würden die Menschen immer noch seine Unterschrift auf ihren Geldscheinen bewundern können. [2]
Christian Merker
[1] Die Unterschriften von Mijnheer Duisenberg befinden sich auf den Scheinen sowohl über 25, 100, 250 als auch über 1000 Gulden: 250 Gulden (Leuchtturm) vom 25.7.1985, 25 Gulden (Rotkehlchen) vom 5.4.1989, 100 Gulden (Steinkauz) vom 9.1.1992 und 1000 Gulden (Kiebitz) vom 2.6.1994. Das Design dieser Scheine war nach dem Prinzip „Gebäude, Pflanzen, Tiere“ entworfen worden.
[2] Spiegelartikel vom 31.07.2005.
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