Eine Sensation ist es nicht – eine interessante Entdeckung aber schon: die auf den
neun Reichsbanknoten der Ausgaben von 1924 bis 1935 gefundenen Zahlen
innerhalb des verschiedenartigen Linienunterdrucks auf den Vorderseiten.
Schon in den Beschreibungen zu den Ausgaben der Reichsbanknoten schrieb die
Deutsche Reichsbank ab 1930, dass neben dem Kopfwasserzeichen im Schaurand
der Vorderseiten „im bedruckten Teile die große Wertzahl ...“ zu sehen ist.
Abb. 1: 20 RM 1929, Vs., Darstellung des Wasserzeichen „20“ über große Teile des Drucks
(die Zahl „20“ in Vierfachlinien ca. 85 x 40 mm); in der Durchsicht erkennbar, wenn man die
Platzierung des Wasserzeichens kennt.
Neben den verschiedenen Sicherheitsmerkmalen wie den Kopfwasserzeichen, der Kombination von Unterdruck- und Serienbuchstaben, der Nummerierung auf Vorder- und Rückseiten, Fasereinlagen, dem Irisdruck sowie der Blindprägung im Schaurand und dem Trockenstempel wurde die Fälschungssicherheit durch die Zahlen im Linienunterdruck ergänzt.
Auf den Banknoten von 1924 sind neben den sichtbaren Zahlen auch kleinere, mit und teilweise auch ohne eine Lupe gut erkennbare und sich wiederholende Zahlen und das Wort „REICHSMARK“ im Halbkreis vorhanden.
Abb. 2: Ausschnitt 1000 RM 1924, Vs., mit leicht schräg stehenden Wertzahlen „1000“
(zur Kenntlichmachung rot unterstrichen).
Abb. 3: Ausschnitt 100 RM 1924, Vs., die Zahlen „100“ und „REICHSMARK“ im Halbkreis
(zur Kenntlichmachung in roten Rechtecken).
Das trifft auf alle Reichsbanknoten aus dem Jahr 1924 zu. Anders bei den Serien 1929/1933/1935. Dort sind die kürzlich entdeckten Zahlen für die einzelnen Wertstufen nicht einheitlich und auch nicht mit bloßem Auge erkennbar.
Beim Zehner ist es das fast 4 mm hohe Zahlwort „ZEHN“, das jeweils schräg
zueinander angeordnet ist und sich über die ganze bedruckte Fläche der Vorderseite
wiederholt. Auch mit einer guten Lupe oder den sog. Fadenzählern sind die
Worte schwer zu finden.
Abb. 4.a/b: Ausschnitte 10 RM 1929, Vs., mit schräg stehenden Worten „ZEHN“
im Unterdruck (zur Kenntlichmachung weiß und kopfstehend rot unterstrichen)
sowie in der Prägung um die Zahl „10“.
Die Grafiker der Reichsbanknoten entschieden sich beim Zwanziger für ein Netz von fortlaufenden Linienziffern „20“, die etwa 2 mm hoch sind, wobei die Nullen zur Zwei hochgestellt, also kleiner sind. Gruppiert wurden die Zahlen in 12 x 13 Reihen und einer senkrechten Leiste von 13 Zahlen.
Abb. 5: Ausschnitt 20 RM 1929, Vs., mit fortlaufenden Zahlen „20“
(zur Kenntlichmachung rot unterstrichen).
Bei den 50-RM-Banknoten hingegen wurde die Zahl „50“ wiederholt und in Treppenstufen angeordnet; auch hier sind die Ziffern schlecht auszumachen und ebenfalls 2 mm hoch.
Die Zahl „50“ kommt im grünen und versetzt auch im rotbraunen Unterdruck vor.
Abb. 6: Ausschnitt 50 RM 1933, Vs., mit fortlaufenden und versetzten Zahlen „50“
(zur Kenntlichmachung schwarz unterstrichen).
Die Anordnung der Zahlen bei den Hundertern ist völlig anders: auch in Linien wiederkehrend
und zwischen den Zeilen der ganzen Reihen erscheint immer wieder das Kürzel „RM“ – zusätzlich kopfstehend.
Abb. 7: Ausschnitt 100 RM 1935, Vs., mit fortlaufenden Zahlen „100“
(zur Kenntlichmachung rot unterstrichen) – dazwischen immer das Kürzel „RM“ für „Reichsmark“ (grün unterstrichen); die kopfstehend angeordnete Kennzeichnung ist weiß unterstrichen.
Leider lassen sich die Farben nicht separieren, um die Zahlen und Ziffern besser zu erkennen. Wahrscheinlich wollte die Reichsdruckerei die Fälschungssicherheit verstärken, indem sie unterschiedliche Schriftstile verwendete. Tatsächlich sind wenige Fälschungen von Reichsbanknote der Scheine ab 1929 bekannt. Lediglich die Verfälschungen von 1945 kommen ab und zu vor. Auch bei den sog. Kriegsdrucken (Ornament- statt Kopfwasserzeichen, nur einseitige Nummerierung, nur Irisdruck und fehlende Trocken-Kontrollstempel) wurde der Druck der Zahlen im Unterdruck nicht verändert und dadurch fortgeführt. Lediglich die oben beschriebenen großflächigen Wasserzeichen der Zahlen
(Abb. 1) waren im veränderten Wasserzeichenpapier nicht mehr vorhanden. Bei den unfertigen Drucken, die es vor allem vom 20-RM-Schein gibt, fehlen hingegen die fortlaufenden 20-er-Zahlen.
Abb. 8: Ausschnitt 20 RM 1929, Vs., oben: vereinfachter Druck mit fortlaufenden Zahlen „20“,
Farbverlauf von Grün nach Rotbraun (zur Kenntlichmachung rot unterstrichen) – unten: Makulaturschein ohne jegliche Zahlen im Unterdruck.
Weshalb sich die Reichsbank bzw. die Reichsdruckerei für die Scheine von 1929 bis 1935 zum Fälschungsschutz mit unterschiedlichen Zahl-Formen entschied, weiß man nicht. Aufwendiger sind diese im Unterschied zu den Banknoten von 1924 vor allen durch die Unterschiedlichkeit der Unterdruck-Zahlen.
Auf den Banknoten zu 10, 20, 50, 100 und 1000 Reichsmark aller Ausgaben sind
die Zahlen hoch- und tiefgeprägt und mit bloßem Auge gut sichtbar. Der Zehner
zeigt außerdem die Worte „ZEHN“ – wieder schrägstehend und versetzt.
Bei der 1000-RM-Banknote von 1936 sucht man vergeblich nach Zahlen und
Ziffern oder anderen Kennzeichnungen im Unterdruck; da verzichtete die Reichsbank/
Reichsdruckerei wohl bewusst auf solch einen zusätzlichen Fälschungsschutz.
Abb. 9: Ausschnitt 1000 RM 1936, Vs., ohne jegliche Zahlen oder Worte im Unterdruck.
Das Wissen um die Zahlen und Zahlworte im Unterdruck hat auf die Bewertung der einzelnen Banknoten keinerlei Einfluss; alle Scheine sind noch heute leicht zu finden. Bedingt durch die Außerkurssetzung des Zehners zum 1. März 1934 und des Zwanzigers zum 1. Juli 1935 erzielen diese 1924er-Noten zu 10 und 20 Reichsmark dreistellige Preise und sind in bankfrischer Erhaltung sehr selten.
Michael H. Schöne
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