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Zahlungsmittel für deutsche Wehrmacht-Soldatenheime

Aktualisiert: 31. Jan. 2023

Verwendeten im Zweiten Weltkrieg deutsche Wehrmachts-Soldatenheime und -Speiselokale eigene Zahlungsmittel?

Eine Antwort auf diese Frage fällt schwer. Nach dem schnellen Sieg über Polen richtete sich die Wehrmachtsführung darauf ein, dass die Truppen auf längere Sicht in den besetzten Gebieten verbleiben würden. Von Anfang an war sie daher bestrebt, die Kampfmoral zu stärken und den Kriegsalltag der Soldaten so angenehm wie möglich zu gestalten; z. B. sollten Soldatenheime ein Stück Heimat ersetzen und Entspannung und Ablenkung inmitten der Kriegsgräuel bringen.


Abb. der Redaktion:

Zwei DRK-Schwestern mit Wehrmachtsangehörigen (Gebirgsjäger)

bei einer musikalischen Einlage.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Im Dezember 1939 wandte sich der Oberbefehlshaber Ost an das DRK-Präsidium mit der Bitte, Frauen für die Betreuung geplanter Soldatenheime in den besetzten polnischen Gebieten zu suchen. „Damit erhob sich .. die Frage nach geeigneten Frauen, die als Leiterinnen und Mitarbeiterinnen diesen Heimen den Charakter geben konnten, den die Wehrmacht für ihre Truppe wünschte. Nichts lag näher, als daß die zuständigen Wehrmachtsdienststellen, denen die Schwestern des DRK aus den Lazaretten und die DRK-Helferinnen von den zahlreichen Erfrischungsstellen in der Heimat oder von den Verpflegungsstellen in den besetzten Gebieten als treue Pflegerinnen und Kameradinnen ihrer Soldaten bekannt waren, sich an das Deutsche Rote Kreuz wandten und um den Einsatz geeigneter Schwestern und Helferinnen baten.“[1]


Nicht nur in Polen, sondern schon bald auch in den anderen besetzten Gebieten entstanden Soldatenheime. Insgesamt betreute das DRK Anfang 1941 bereits 265 Soldatenheime.

In ihnen waren zu diesem Zeitpunkt 862 DRK-Schwestern und Helferinnen im Einsatz.

Je nach Größe und Umfang des Soldatenheims und der anfallenden Arbeit wurden sie von einer Leiterin und bis zu acht Mitarbeiterinnen betreut.


Abb. der Redaktion:

Eine Gruppe Wehrmachtsangehöriger und vorüber gehende Französinnen vor dem Soldatenheim der Kommandantur Paris "La Brune" in der Avenue de La Motte Picquet 42.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Soldatenheim St. Helier auf der deutsch besetzten britischen Kanalinsel Jersey.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Alle Soldatenheime verfügten neben Speiseräumen, Lese- und Schreibzimmern über Unterhaltungs- und Spielräume, manche hatten sogar ein Kino oder einen Raum für Theateraufführungen. Vielfach wurden auch Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.


Abb. der Redaktion:

Soldatenheim der Kreiskommandantur St. Jeanne de Luz.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Die DRK-Oberfeldführerin Cleve stellte in einem kleinen Zeitschriftenbeitrag die Vorzüge der Soldatenheime überschwänglich heraus: „Überall herrscht das gleiche Bestreben, durch die Baugestaltung der Spiel-, Lese- und Unterhaltungsräume die Soldatenheime wirklich zu Heimen werden zu lassen, in denen jeder Soldat sich wohl und zu Hause fühlt. Hier soll er sitzen können, wenn er nach Hause schreiben, wenn er sich mit seinen Kameraden unterhalten will; wenn er lesen oder sich mit Spielen die Zeit vertreiben möchte. Lange schon sind in den Soldatenheimen Billard-, Schach- und Tisch-Tennisturniere üblich, für die Wochen vorher eifrig geübt wird. Es haben sich auch Kreise zusammengefunden, die manchen Abend mit Hausmusik, mit gemeinsamen Vorlesungen oder auch mit Basteln verbringen. Der Soldat weiß: er kann in sein Heim gehen, um zu essen, doch ohne es zu müssen; er kann ein Glas Bier trinken, aber auch alkoholfreie Getränke nehmen, die besonders gern ausgegeben werden. Aber auch ohne Verzehr hat er warme, gemütliche Räume, die besonders im Osten oder im Norden für ihn so unbedingt notwendig sind.“ In Großstädten waren vielfach Wehrmacht-Speiselokale entstanden, denen die Heimräume angeschlossen waren.

Hier wurden täglich bis zu 10.000 Soldaten beköstigt.


Abb. der Redaktion:

Links: Sitz des Platzkommandanten von Paris am Place de l'Opéra 2.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Waren in manchen Gegenden die einzelnen Soldatenheime weit voneinander entfernt und über das besetzte Gebiet verstreut, so gab es im Gebiet des Kommandanten von Groß-Paris elf Soldatenheime, im Stadtzentrum allein fünf große, zwei Fliegerheime, das bekannte Soldatenkaffee Madeleine, drei Soldatenkinos, drei Soldatentheater, ein Soldatenkaufhaus sowie zwei Front-Buchhandlungen.


Abb. der Redaktion:

Zwei DRK-Schwestern vor dem berühmten Soldatenkaffee Madeleine in Paris.

Foto: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski.


Abb. der Redaktion:

Deutsches Soldatenkino "Rex" in Paris.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


"Merkblatt fuer die Truppenbetreuung des Kommandanten von Gross-Paris"


Mancher Wehrmachtsoldat berichtete über Paris begeistert nach Hause. „Man kann sich kaum vorstellen, daß es für einen deutschen Soldaten irgendwo schöner sein könnte.“

Nicht nur Bordelle machten Paris zum „schönsten Ort“ für deutsche Soldaten. Der überaus günstige Wechselkurs der Reichsmark gegenüber dem Franc (1:20, für eine 1 RM gab es 20 Francs) sowie die exzellente Verpflegungslage – zumindest bis zur Kriegswende 1943 – nahmen die in Paris stationierten Streitkräfte als Privileg wahr. Geschlossene Truppeneinheiten, die außerhalb von Paris stationiert waren, besuchten die Stadt. Hierfür war extra beim Kommandanten von Groß-Paris eine besondere Stelle „Truppenbetreuung“ eingerichtet worden. Diese verteilte an die „Touristen“ unentgeltliche Reiseführer, die alle 14 Tage in einer Auflage von 8 – 10.000 Exemplaren erschienen. Der Soldatendampfer "Tourist" unternahm im Sommer unentgeltliche Sightseeing-Fahrten auf der Seine.


Abb. der Redaktion:

Kaum ein deutscher Soldat, der nach Paris kam, ließ sich nicht vor dem berühmten Eiffelturm fotografieren. Die Wehrmacht, damals scherzhaft als "größter Reiseveranstalter der Welt" bezeichnet, machte einen Ausflug nach Paris auch für die deutschen Soldaten möglich, die an einem anderen Ort im besetzten Teil Frankreichs stationiert waren.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Touristische Besuchergruppe deutscher Soldaten in der Nähe des Triumphbogens in Paris.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Besuchergruppen deutscher Soldaten vor der Kathedrale Notre-Dame de Paris.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Ein deutscher Soldat fotografiert die berühmte Basilika Sacré-Cœur auf dem Montmartre in Paris.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Immer wieder gern von deutschen Soldaten fotografiert: französische Damen. Hier am Montmartre.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Deutsche Soldaten besichtigen den Spiegelsaal von Schloss Versailles, wo 1919 die von den Verhandlungen ausgeschlossene deutsche Delegation gezwungen wurde, die Friedensbedingungen der Sieger zu akzeptieren.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Auch Propaganda gehörte zum Alltag unter deutscher Besatzung. "V" und Spruchband am Palais Bourbon, dem Sitz der französischen Abgeordnetenkammer.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Strandalltag unter deutscher Besatzung an der Küste der Normandie.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Abb. der Redaktion:

Wehrmachtsangehörige in einem Pariser Soldaten-Kaffee.

Foto der Privat-Sammlung »Der Zweite Weltkrieg in Bildern«, DVD 2017, mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Selzle, München.


Soldatenheim "Champs-Élysées" in der Avenue des Champs Elysées 21.



Speisekarte des Soldatenheims "Champs-Élysées" vom 10. Januar 1941, Deckblatt und Innenteil.


Mancher dieser Besucher wird auch das zentral gelegene große Soldatenheime an der Av. des Champs Elysées 21 besucht haben. Es beherbergte auch das Wehrmachtspeiselokal, das vom Pächter Alois Righi bewirtschaftet wurde.

Hier, wie in den übrigen Soldatenheimen wurde gegen Bezahlung und Abgabe von Lebensmittelmarken in der Zeit von 11 – 15 und 18 – 22.30 Uhr warmes Essen abgegeben.






Der Besuch des Soldatenheims und des Wehrmachtspeiselokals war außer Wehrmachtsangehörigen, Angehörigen des Reichsarbeitsdienstes, der Organisation Todt, des Deutschen Roten Kreuzes, der Reichspost, Nachrichtenhelferinnen und Feldpostangestellten in Uniform sowie Wehrmachtsgefolge gestattet, wenn sie im Besitz des Kommandantur-Ausweises waren.


Soldatenheim / Wehrmachtspeiselokal Paris, 21 Av. des Champs Elysée, Wertmarke zu 1 RM ohne Datum, Vorder- und Rückseite.


Soldatenheim / Wehrmachtspeiselokal Paris, 21 Av. des Champs Elysée, Wertmarke zu 2 RM ohne Datum, Vorderseite.


Vor einigen Monaten wurden bei ebay bildgleiche Wertmarken des Soldatenheims (Wehrmachtspeiselokal) Paris, 21 Av. des Champs Elysée über 1 RM und 2 RM verkauft.

Sie haben die Maße 76 x 40 mm und bestehen aus dünner Pappe. Betrachtet man diese Scheine etwas genauer, so kommen einem doch Zweifel, ob es sich hierbei um Originale aus der Zeit handelt. Schnell schleicht sich der Verdacht ein, dass sie mit Hilfe eines modernen Tintenstrahldruckers hergestellt sein könnten. Beim gedruckten Text der Scheine wurden verschiedene modernere Schriften verwendet, die auch bei „MS Word“ zu finden sind.


Detailvergrößerung der Wertmarke zu 1 RM.


Bei starker Vergrößerung ist der unsaubere Druck deutlich zu erkennen. Damit ist klar, dass diese Machwerke wahrscheinlich erst kürzlich hergestellt wurden.

Allerdings hat der Fälscher der Wertmarken gut recherchiert: Das Wehrmachtspeiselokal und das Soldatenheim gab es wirklich, die Angabe zum Pächter ist korrekt und in einer Speisekarte des Lokals werden die Preise in Reichsmark ausgezeichnet. Übertrieben ist jedoch der Hinweis „Wehrpaß ist vorzulegen“. Welcher Sinn sollte dahinterstecken, da die Kundschaft aus Soldaten in Uniform bestand. Auch der Wert von einer bzw. zwei Reichsmark scheint bei den Preisen des Lokals überdimensioniert. Und was soll das Dreieck auf dem Schein? Damit erinnert die „Ausgabe“ ein wenig an das Geld der Kriegsgefangenenlager. Kommen wir zur wichtigsten Frage, warum sollte ausgerechnet bei einem Speiselokal in Paris die Notwendigkeit bestanden haben, ein besonders Geld zu schaffen? Die Frage mag sich jeder Leser selbst beantworten.


Nun zurück zur Frage, gab es in Wehrmachtsoldatenheimen eigenes Geld? Mir ist nur ein Beispiel bekannt. Für das Wehrmachtsheim Oostburg ist ein „Heimgeld“ überliefert. Oostburg liegt in der Provinz Zeeland (Niederlande), nahe der Schelde-Mündung. 1942 begannen die deutschen Besatzer auch hier mit der Errichtung einer Reihe von Festungsbauten, die die Zufahrt zum Hafen von Antwerpen blockieren sollten. Sie waren Teil des 5.000 Kilometer langen Atlantikwalls, der von Norwegen bis Biarritz in Frankreich reichen sollte.


Wehrmachtheim Oostburg, Strandhotel.



Heimgeld des Wehrmachtsheims Oostburg über 12 Cent ohne Datum, Vorderseite.


Das Wehrmachtheim Oostburg war im „Standhotel“ untergebracht. Von ihm stammt die bisher noch nicht publizierte Wertmarke. Das unscheinbare Scheinchen ist 25 x 25 mm klein und einseitig auf dünner roter Pappe gedruckt.






In einem Schmuckrahmen findet sich der vierzeilige Text: „HEIMGELD / 12 Cent / Wehrmachts- / heim Oostburg“, wobei die vergrößerte Wertangabe jeweils durch eine durchgehende Linie vom übrigen Text getrennt wurde. Über den Verwendungszweck ist leider nichts überliefert worden. Es handelt sich aber um ein Exemplar, das von einem deutschen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs mit nach Hause gebracht wurde.


Uwe Bronnert


Anmerkungen

[1] DRK-Oberfeldführerin Cleve, Einsatz des DRK in den Soldatenheimen der Wehrmacht, in: Das Deutsche Rote Kreuz, Heft März 1941, S. 3.


Anmerkung der Redaktion

Bei den niedrigen Preisen, die man in der Speisekarte des Wehrmachtspeiselokals im Soldatenheim "Champs-Élysées" in Paris vom Januar 1941 findet (z. B. Seefisch mit Kartoffelbrei für 50 Reichspfennig oder ein Glas Wein für 15 Reichspfennig) muss bedacht werden, dass der Tagessold eines einfachen deutschen Soldaten im Krieg nicht mehr als

50 Reichspfennig betrug. Auch in der Heimat boten viele Gaststätten ein sog. "Tagesgericht" an, das 50 Reichspfennig kostete (meist eine Suppe) und das man ohne Lebensmittelkarten bestellen konnte.

Die Redaktion möchte unsere Leser bitten, Mitteilung über ihnen bekannte andere Ausgaben von Ersatzzahlungsmitteln aus Soldatenheimen zu machen. Bitte schicken Sie uns Abbildungen und bekannte Angaben zu solchen Scheinen an: info@geldscheine-online.com.

Vielen Dank für Ihre Hilfe bei der Unterstützung der Erforschung dieses interessanten Themas.


Hans-Ludwig Grabowski

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