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AutorenbildUwe Bronnert

Zu wertlos, um noch in Umlauf gesetzt zu werden

Aktualisiert: 15. Sept. 2022

Anmerkungen zu drei nicht ausgegebenen Reichsbank-Banknoten

Während der Inflation gab die Reichsbank Innerhalb von zwei Jahren insgesamt 57 neue Haupttypen aus.[1] Die Hauptschwierigkeit bei der Notenbeschaffung bestand für die Reichsbank darin, dass die Industriereviere für Löhnungszwecke noch kleine Abschnitte benötigten, während in Gegenden mit starkem Handelsverkehr bereits große Stücke gefordert wurden. Keller gibt zu bedenken, „daß [sich] der ganze Inflationsnotendruck ... in größter Hast abspielte, daß ständig telegraphische Umdispositionen eintrafen, ein eben begonnener Druck wieder eingestellt und ein anderer begonnen werden mußte."[2]

Dies mag ein Grund dafür sein, daß drei Banknotentypen zwar gedruckt wurden, jedoch nicht mehr zur Ausgabe gelangten. Ihr Wert war bei Fertigstellung wohl zu gering, um noch in Umlauf gesetzt zu werden. Sie wurden von der Reichsbank eingelagert und für eine spätere Verwendung bereitgehalten.


Hier ist zunächst die im Buchdruck ausgeführte 1000-Mark-Note vom 15. Dezember 1922 zu nennen. Sie zeigt auf der Vorderseite im Medaillon das Brustbild des Münzmeister Jörg Herz [geb. 1492 in Nürnberg; gest. 1. Oktober 1554 ebenda] nach einem Bild des Nürnberger Malers Georg Pencz [geb. um 1500 wahrscheinlich in Westheim bei Bad Windsheim; gest. um den 11. Oktober 1550 sehr wahrscheinlich in Breslau], einem Schüler Albrecht Dürers. In der Reichsdruckerei wurden insgesamt 25.701.000 Noten auf weißem Papier mit braunem Faserstreifen und dem Wasserzeichen „verschlungene Bänder mit „1000“ und „Mark“ gedruckt.[3] Das gleiche Papier nutzten auch einige Privatdruckereien für den Tausender.


Diese Note wurde so jedoch nie ausgegeben. Sowohl die Drucke der Reichsdruckerei mit den Serienbuchstaben A, B, C, D, E, F, G und H als auch die der Privatdruckereien mit den Firmenbuchstaben[4] A (Greiner & Pfeiffer, Stuttgart), B (R. Oldenbourg, München), C (ungeklärt), D (vielleicht Greiner & Pfeiffer, Stuttgart), E (Edler & Kirsche, Hannover), F (Förster & Borries, Zwickau) und J (ungeklärt) werden im Handel angeboten, meist mit dem Firmenbuchstaben B.


Abb. 1.1: DEU-92 c, Reichsbank, 15. Dezember 1922, 1.000 Mark, Firmenzeichen B, nicht ausgegeben, Vorderseite.


Abb. 1.2: DEU-92 c, Reichsbank, 15. Dezember 1922, 1.000 Mark, Firmenzeichen B, nicht ausgegeben, Rückseite.


Während der Inflationszeit war es in Deutschland gängige Praxis der Kommunen und Unternehmen, ihre nicht ausgegebenen oder eingezogenen „wertlosen“ Notgeldscheine mit höherem Wertaufdrucken zu versehen und wieder in Umlauf zu setzen. Ab 21. September 1923 ging auch die Reichsbank dazu über, die auf Vorder- und Rückseite durch einen diagonalen roten Aufdruck „Eine Milliarde Mark“ versehenen 1000-Mark-Noten auszugeben. Noten auf braunem bzw. weißem Papier mit dem Wasserzeichen „Vierpass“ (Kreuzblüten) gelangten aufgewertet erst am 24. Oktober 1923 in Verkehr. In den Zeitungen wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, „daß außer dieser Note sich keine Reichsbanknote im Umlauf befindet, die infolge Überstempelung einen höheren Wert als den ursprünglichen Ausgabewert hat.“[5] Nur vierzehn Tage zuvor war in den Zeitungen zu lesen: „Betrüger haben Reichsbanknoten in den Verkehr gebracht, die durch Stempelaufdruck mit einer erhöhten Wertangabe versehen worden sind. Vor Annahme dieser durch Aufdruck verfälschten Noten wird gewarnt mit dem Hinweis, daß für alle Reichsbanknoten allein die ursprüngliche Wertangabe maßgebend ist.“[6]


Abb. 2: Bekanntmachung betreffend die Ausgabe einer neuen Reichsbanknote zu 1000 Mark mit dem Datum vom 15. Dezember 1923 umgeändert durch Stempelaufdruck in eine neue Reichsbanknote zu 1 Milliarden Mark mit dem Datum von 15. Dezember 1922 (II. Ausgabe).


Abb. 3.1: DEU-126 a, Reichsbank, (15. Dezember 1922), 1 Milliarde Mark, Druck der Reichsdruckerei, Vorderseite.


Abb. 3.2: DEU-126 a, Reichsbank, (15. Dezember 1922), 1 Milliarde Mark, Druck der Reichsdruckerei, Rückseite.


Die zweite nicht ausgegebene Note lautet über 10.000 Mark und datiert vom 3. Februar 1923. Sie wurde von der Druckerei Otto Elsner – Firmenbuchstabe E – in Berlin auf Papier mit dem Wasserzeichen „Hakensterne“ (GD-Muster) gedruckt. Die 129 mm x 89 mm große Note trägt eine sechsstellige Kontrollnummer sowie die Serienbezeichnung J, S oder V. Somit lag die Gesamtauflage bei höchstens 3 Millionen Exemplaren, sicherlich zu wenig, um sie mit einem Aufdruck aufzuwerten. Nach Ende der Inflation gab die Reichsbank diese Note mit einem roten Aufdruck „Muster“ auf der Vorderseite an Sammler ab. Bei der Gestaltung des Scheins standen die beiden Noten zu 5.000 Mark vom 16. September 1922 und 2. Dezember 1922 Pate.


Abb. 4.1: DEU-94 M, Reichsbank, 3. Februar 1923, 10.000 Mark, Aufdruck Muster, Vorderseite.


Abb. 4.2: DEU-94 M, Reichsbank, 3. Februar 1923, 10.000 Mark, Aufdruck Muster, Rückseite.


Auch zwei verschiedene Ausführungen einer Banknote zu 5.000 Mark in mehrfarbigem Buchdruck wurde vorbereitet, aber nur die Ausgabe vom 19. November 1922 kam mit dem Nennwert in Umlauf, während die zweite mit Datum vom 15. März 1923 später zu „500 Milliarden Mark“ überdruckt wurde. Beide Noten zeigen das Kopfbildnis des deutschen Juristen und Richters Hans Urmiller [geb. vor 1529; gest. 1572 in Wolfratshausen], aus dem Gemälde „Mann mit Kind“ eines unbekannten schwäbischen Meisters. Die Deutsche Bundesbank verwendete die Darstellung des Brustbildes für ihre 50-DM-Banknote (DM 50 I BBk) vom 2. Januar 1960 und den späteren Ausgaben mit verändertem Ausgabedatum.

Nicht aufgewertete 5000 Mark-Scheine werden hin und wieder im Handel angeboten. Hierbei handelt es sich um Drucke der Reichsdruckerei, die aus Druckbögen geschnitten wurden. Dies erklärt auch, warum ihre Größe selten mit denen der aufgewerteten Scheine übereinstimmt.


Abb. 5.1: DEU-98, Reichsbank, 15. März 1923, 5.000 Mark, nicht ausgegeben, Vorderseite.


Abb. 5.2: DEU-98, Reichsbank, 15. März 1923, 5.000 Mark, nicht ausgegeben, Rückseite.


Die aufgewerteten Scheine erhielten rechts oben auf der Vorderseite einen von zartem Linienwerk umschlossenen dreizeiligen Wertaufdruck „500 / Milliarden / Mark“ sowie auf dem linken Schaurand den Aufdruck „500 / Milliarden / Mark“. Die alte Wertangabe am unteren Rand wurde mithilfe von senkrechten Strichen abgedeckt. Auch das Mittelfeld der Rückseite wurde mit einem großen Zierstück und der neuen Wertangabe versehen. Bleibt anzumerken, dass dieser Schein auch von der Privatdruckerei Carl Flemming & C. T. Wiskott AG in Glogau gedruckt wurde, erkennbar am Firmenbuchstaben „G“.


Abb. 6: Bekanntmachung betreffend die Ausgabe neuer Reichsbanknoten über 5000 Mark mit dem Datum vom 15. März 1923, umgeändert durch Überdruck in Reichsbanknoten zu 500 Milliarden Mark mit dem Datum vom 15. März 1923 (I. Ausgabe).


Abb. 7.1: DEU-146 a, Reichsbank, (15. März 1923), 500 Milliarden Mark, Vorderseite.


Abb. 7.2: DEU-146 a, Reichsbank, (15. März 1923), 500 Milliarden Mark, Rückseite.


Schon kurze Zeit nach Ausgabe der aufgewerteten Reichsbanknoten warnten Zeitungen vor falschen Aufwertungen. Hierfür würden Fälscher bereits stark entwertete Reichsbanknoten mit entsprechenden Aufdrucken versehen, um einen höheren Wert vorzugaukeln. Die Reichsbank sah sich wieder gezwungen, darauf hinzuweisen, dass sie bei Aufwertungen nur auf Banknoten-Typen zurückgreife, die bisher noch nicht im Umlauf gewesen seien.


Abb. 8.1: 5 Milliarden Mark, Überdruckfälschung der 500.000-Mark-Reichsbanknote vom 1. Mai 1923, Vorderseite.


Abb. 8.2: 5 Milliarden Mark, Überdruckfälschung der 500.000-Mark-Reichsbanknote vom 1. Mai 1923, Rückseite.


Uwe Bronnert

Anmerkungen [1] Beginnend mit der Note zu 10.000 Mark vom 19. Januar 1922 bis zur Note über 5 Billionen Mark vom 7. November 1923. Auch nach Stabilisierung der Mark durfte die Reichsbank im Frühjahr 1924 nur auf Mark lautende Banknoten ausgeben. Sie lauten daher über Billionen Mark. [2] Dr. Arnold Keller, Das Papiergeld des Deutschen Reiches von 1874 bis 1945, 5. Auflage, Berlin-Wittenau 1956, S. 105.

[3] Fünfzig Jahre Reichsdruckerei 1879 – 1929, Mit einem Rückblick auf den Berliner Buchdruck für Hof und Staat bis zur Begründung der Reichsdruckerei. Verfasst und herausgegeben von der Direktion der Reichsdruckerei unter Mitwirkung von Dr. Ernst Crous, Berlin 1929, S. 161 ff.

[4] S. Hans-Ludwig Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, 22. überarbeitete und erweitere Auflage 2020/21, Regenstauf 2020, S. 19 ff.

[5] Sieg-Post, Volkszeitung für Siegtal, Westerwald und Oberbergisches Land, Nr. 225 vom 28. September 1923.

[6] Sieg-Post, Volkszeitung für Siegtal, Westerwald und Oberbergisches Land, Nr. 212 vom 13. September 1923.

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