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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Zur Yangming-Auktion in Shanghai (11./12. Dezember 2020)

Aktualisiert: 7. Jan. 2021

Bekanntlich finden in China nach Überwindung der Corona-Krise seit August 2020 wieder Präsenzauktionen für Banknoten statt. So wurde am 11. und 12. Dezember 2020 durch die Auktionsfirma Yangming in Shanghai eine Auktion durchgeführt, wie gewohnt mit großem Erfolg. Die Note, die den höchsten Preis erzielte (Lot 418), wird hier abgebildet. Sie erbrachte 201.250 Yuan, dazu kommen 15% Kommission. Der Käufer war also bereit, über 28.900 € zu bezahlen!


Abb. Vorder- und Rückseite Qínfēng Bank, 1 Liang 1912.


Diese Banknote ist historisch gesehen sehr interessant. Ursprünglich war sie für die Shǎnxī Government Bank gedruckt worden, wie der Titel auf der Vorderseite noch unverändert lautet (陝西官銀行). Diese Bank war als Provinzbank der Qīng-Regierung 1884 gegründet worden, mit Hauptsitz in Xī'ān (西安). Es gibt Noten, die über 1, 3, 5 und 10 Liang lauten, aber die ganz wenigen, mir nur aus der Literatur bekannten, Exemplare sind nicht ausgegebene Noten, deren Datumzeile (mit der Regierungsepoche Guāngxù beginnend) nicht ausgefüllt ist.


1911 fand in China bekanntlich eine Revolution statt, welche die Herrschaft der verhassten Qīng-Dynastie beendete und die Republik China begründete. Die alte kaiserliche Bank war gezwungen, sich neu zu orientieren. Sie wählte einen neuen Namen, nämlich 陝西秦豐銀行 = was man mit Qínfēng Bank von Shǎnxī übersetzen kann. Auf späteren regulären Noten nannte die Bank sich selbst in Anlehnung an die chinesische Aussprache ihres Namens auf English „SHAN HSI ZING FUN BANK“.


Aber neue Banknoten zu drucken, das braucht eine lange Zeit der Planung und Durchführung. Daher benutze man zunächst die Vorräte, die von den alten Noten noch vorhanden waren. Auf die Rückseite druckte man unten links den neuen Banknamen

秦豐銀行. Das ursprünglich vorgesehene Datum „Jahr X der Periode Guāngxù“ überdruckte man. Es war klar, dass man jetzt eine neue Form der Datumszeile erfinden musste. Es gab mehrere Vorschläge, die Schreibweise „Jahr X der Republik China“ setzte sich schließlich durch. Aber auf der hier in Rede stehenden Note wurde ein anderer Vorschlag realisiert. Man bezog sich auf den sagenhaften „Gelben Kaiser“, der die chinesische Kultur begründet haben soll. „Gelber Kaiser“ heißt auf Chinesisch „Huangdi“ (皇帝), und auf den Noten findet sich das Datum „Huangdi Jahr 4610“, das entspricht unserem Jahr 1912.


Auf der Note findet sich noch ein anderes Datum, ein Datum nach dem zyklischen Kalender (alle 60 Jahre wiederholen sich die Jahresbezeichnungen). Auf dieser Note finden wir – natürlich auch als Überdruck – die Jahresbezeichnung 壬子, damit ist ebenfalls 1912 gemeint.



Der Text auf der Rückseite war nicht mehr ganz zeitgemäß, daher überdruckte man die entsprechenden Textstellen mit neuen Zeichen in Schwarz.


Es handelt sich um eine 1-Liang-Note (in der westlichen Literatur wird Liang oft Tael genannt). Man konnte dafür genau 1 Liang Silber erhalten. Auch der Silberstandard, auf den sich die Einheit bezieht und der von Ort zu Ort etwas verschieden war, ist auf der Note angegeben: 議平銀, also Yìpíng Silberstandard. Der war ein wenig geringer als der offizielle, staatliche Kùpíng Standard (庫平銀): 1 Liang und 4 Fen Yìpíng Silber entsprachen 1 Liang Kùpíng Silber.


Als Übergangsnoten benutzte man die bestehenden Vorräte auch deswegen, weil die Noten – sie sind im sogenannten 6-Farbendruck hergestellt – für damalige Zeiten als fälschungssicher galten.


Erwin Beyer

Abbildungen: Yangming Auction, Shanghai, Erlaubnis durch Cai Xiaojun

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