Die Staatsbank der DDR zeigte auf zwei ihrer Banknoten Frauen an ihrem Arbeitsplatz.
Solche Geldscheine erfüllten durchaus auch einen Propagandazweck[1]. Die ikonographische Darstellung einer jungen Ingenieurin bei ihrer Tätigkeit als Reaktor-Operateurin an der Schalttafel der Blockwarte des AKW-1 im brandenburgischen Rheinsberg[2], sollte auch ein optischer Beleg für die Aufstiegschancen und die hohe Frauen-Erwerbsquote sein. Sie lag am Ende der DDR-Ära bei stolzen neunzig Prozent[3], näherte sich dann aber nach der Wiedervereinigung ab 1989 den viel niedrigeren Werten im Westen an. Die Ausweitung der Frauenarbeit im sozialistischen Teil Deutschlands erfolgte sowohl als Maßnahme der Gleichstellung der Geschlechter, als auch aus der Not heraus, den stetigen Abfluss von Arbeitskräften durch Flucht in den Westen zu kompensieren und dringend benötigte Arbeitskräfte aus der „stillen Reserve“ zu ersetzen. Zudem war das Recht auf Arbeit in der Verfassung der DDR[4] festgeschrieben.
DDR-21a (Ro/Gra. 359, Pick 28): 10 Mark der Staatsbank der DDR von 1971.
Vorderseite: Altersporträt von Clara Zetkin (1857–1933), Reichstagsabgeordnete der KPD 1920–1933, enge Freundin von Rosa Luxemburg. Rückseite: Frau an einem großen Schaltpult.
Wasserzeichen: Kopfbildnis von Clara Zetkin.
Die Darstellung der Familie blieb dagegen eher bürgerlich traditionell, was sich deutlich auf einem nicht verausgabten Schein aus der Endphase der DDR erkennen lässt: Mutter, Vater und zwei Kinder – Sohn neben der Mutter, Tochter mit Schmusetier auf dem Arm des Vaters, vor einem modernen Plattenbau, wie sie im Osten verstärkt in den 1960er und 1970erJahren erstellt wurden. Die Mutter bekleidet mit einem Rock, ohne Handtasche, der Vater im Anzug mit Krawatte.
DDR-26a (Ro/Gra. 364, Pick 32): 200 Mark der Staatsbank der DDR von 1985.
Vorderseite: Kindergärtnerin mit Kittelschürze und acht spielenden Kindern vor einem modernen Kindergarten.Wasserzeichen: Friedenstaube.
Mit der Ablösung der Banknotenserie von 1964 in Mark der Deutschen Notenbank (MDN) durch die Staatsbank der DDR ergaben sich ab 1971 auffällige Veränderungen. Das Format der Geldscheine schrumpfte auf Spielgeld-Größe und zwei Porträts wurden ausgetauscht.
Der international bekannte Naturforscher und Südamerikareisende Alexander von Humboldt auf der 5-Mark-Note wurde durch Thomas Müntzer ersetzt, den Anführer und Märtyrer im Bauernkrieg (1524–1526). Statt Friedrich Schiller erschien der 10-Mark-Schein nun außerdem mit dem ersten Porträt einer Frau auf einem DDR-Geldschein.
Christian Merker
Anmerkungen [1] Stefan Hartmann/ Christian Thiel, Hrsg. Der schöne Schein – Symbolik und Ästhetik von Banknoten, hier: Peter Leisering, DDR-Banknoten als Spiegel der gesellschaftlichen Situation, S. 127 – 148: © 2016, Battenberg Gietl Verlag GmbH [2] Sebastian Stude, Roter Strom – Die Geschichte des Kernkraftwerkes Rheinsberg 1956 – 2000, Dissertation Halle – Wittenberg 2020, 1. Auflage November 2022 [3] Robert Nemitz, Ostdeutsche Frauen auf dem Arbeitsmarkt, Studienarbeit 2002 [4] Die Verfassung der DDR garantierte in Art. 24 das Recht seiner Bürger auf Arbeit durch die Pflicht zur Arbeit!
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