Die Westalliierten ließen bekanntermaßen noch vor Ende des Zweiten Weltkriegs sog. Militärgeld für die zu besetzenden oder zu befreienden Länder drucken. Diese Geldscheine dienten dann nach dem Einmarsch der Geldversorgung ihrer Truppen. Auch für Österreich fertigte man die AMC-Scheine an. In England und in den USA wurden Groschen- und Schilling-Scheine mit der Aufschrift „Alliierte Militärbehörde ... Serie 1944 in Oesterreich ausgegeben“ gedruckt.
Eine Besonderheit ist der 25-Schilling-Schein. Es herrscht völlige Unklarheit über die Gründe, weshalb eine Note mit diesem Nennwert überhaupt gedruckt wurde. 25-Schilling-Scheine waren in Österreich nie im Umlauf; diesen Wert kannte man nicht. Außerdem umfasste die Militärgeld-Serie die Scheine zu 20 und 50 Schilling – eigentlich gab es keinen Bedarf an einem 25-Schilling-Wert. Alle drei Wertstufen hatten ein einheitliches Papiermaß von 138 mm x 77 mm.
Abb. 1: 25 Schilling 1944, Vs., Standardnote, Grundtyp mit Umlaufspuren, 100 Mio. Stück bei Forbes Lithograph Manufacturing Co. gedruckt.
Diese Scheine (wie auch ein Teil der 50-Groschen- sowie der 1- und 2-Schilling-Scheine) wurden 1944 in Boston mit der Bezeichnung „Operation Ordain“ gedruckt. Das BEP in Washington/DC vergab den Auftrag an Forbes LMCo., die auch die Nummerierung der Scheine ausführte – nach Art und Weise der 1944er Francs-Scheine: 8-stellige Kontrollnummer, eine ergänzende „2“ für die Auflage über die 100-Mio.-Menge hinaus und die zusätzlich mit einem „X“ gekennzeichneten Austauschnoten.
Abb. 2: 2 × 100 Francs 1944, Vs., mit „2“ für den Druck über die 100-Mio.-Grenze – oben – und mit „X“ markierter Austauschschein – unten.
Über die gedruckte Menge an 25-Schilling-Noten herrschte lange Zeit Unklarheit: James Rutlader [1] nennt 177.912.000 Scheine und Gastone Söllner [2] beziffert die Druckauflage mit „mindestens 258.000.000“. Diese 258 Millionen können schon deshalb nicht stimmen, da es neben der „2“ auch eine beigestellte „3“ geben müsste. Die Autoren Toy und Schwan [3] gaben schon fünf Jahre zuvor die Stückzahl mit 129 Mio. Scheine an. 1980 [4] wurde diese Angabe aufgeschlüsselt: 100 Mio. Stück mit normaler KN ohne Blockziffer, 29 Mio. Stück mit ergänzter „2“ und über 200.000 Stück für die Austauschscheine mit „X“ (die bis heute gemeldeten höchsten Kontrollnummern sind die Scheine mit 00209473/X und 00209474/X). Fred Schwan aktualisierte 1990 die Druckmenge mit 129.088.000 Stück. [5]
Die Nummerierung der Militärnoten begann – wie bei US-Geldscheinen üblich – mit ...0001. Es sind mehrere Muster-/Specimen-Scheine mit der KN 00000000 bekannt.
Abb. 3: 25 Schilling 1944, Vs., „SPECIMEN“ mit Null-Nummerierung, möglicherweise von den Briten abgestempelt.
Abb. 4: 25 Schilling 1944, Vs., Ausschnitt mit typisch fehlerhafter BEP-Perforation SPECIMEN (aus Musterbuch).
Abb. 5: 25 Schilling 1944, Vs., aus dem Bestand gekennzeichneter Musterschein, von der OeNB typisch mit Stempel und Perforation versehen.
Der Katalog von J. Kodnar/N. Künstner [6] listet keine Variante mit der Block-Nr. „2“ auf, zeigt jedoch unter Nummer 213 b) eine der sehr seltenen Austauschnoten mit der KN 00104742/X. Eine weiterer Schein ist bekannt mit der KN 00187754/X und der Perforation „SPECIMEN“. Alle AMS-Scheine hatten das sich in Linien wiederholende Text-Wasserzeichen „MILITARY AUTHORITY“. Ein sog. Stecher- oder Geheimzeichen „F“ für Forbes – ähnlich wie auf den Militärlire-, Militärfrancs- oder Militärmark-Scheinen – konnte bisher nicht gefunden werden.
Nach einer Verlautbarung des US-Hauptquartiers vom 5. Mai 1945 wurde die österreichische Zivilbevölkerung verpflichtet, die deutschen Militärmark-Scheine schnellstmöglich bei der nächsten Bank gegen Militär-Schillinge im Verhältnis 1:1 umzutauschen. Die AMS wurden zwischen dem 9. April und 17. Oktober 1945 geliefert und waren ab Mai 1945 im Umlauf.
Nach einer Zeitungsnotiz der „Salzburger Nachrichten“ vom 10. September 1945 mussten die Militärmark-Scheine vom 15. bis 18. September 1945 eingetauscht werden und durften danach nicht mehr in Umlauf gelangen.
Im September 1944 hatten sich US-Amerikaner und Briten auf einen Wechselkurs verständigt: 10 Militärmark (MM) bzw. 10 Militärschillinge (MS) für einen US-Dollar und 40 MM bzw. 40 MS für ein britisches Pfund. Ein 25-Schilling-Schein entsprach demzufolge 2,50 Dollar oder 12 Shillings/6 Pence. Entgegen der Angaben in einigen Veröffentlichungen liefen die 25-Militärschilling-Scheine in allen vier Besatzungszonen Österreichs und in der Vier-Sektoren-Stadt Wien um. Nach Angabe des OMGUS vom 6. November 1945 erhielten die sowjetischen Besatzungstruppen in zwei Lieferungen über 2,0 Mrd. Militärschillinge aus einer Gesamtmenge von 6.352.7000.000 Stück, die bis zum 31. Juli 1945 in 12.365 Kisten geliefert wurden. Ungültig wurden die 25-Schilling-Scheine entsprechend dem „Schillinggesetz“ vom 30. November 1945 dann am 20. Dezember 1945, nachdem sie ab 13. Dezember einzuliefern waren.
Das Auftauchen der Variante mit der Block-Ziffer „2“ ist eine große Überraschung und deshalb eine kleine Sensation: seit 78 Jahren war kein solcher Schein bildlich belegt.
Mit seiner Kontrollnummer liegt er im 12-Millionen-Bereich des angenommenen Zahlenkreises von 29 Millionen gedruckter Scheine. Die Scheine mit der Block-Ziffer „2“ sind deshalb so selten, da sie nie ausgegeben wurden.
Abb. 6: 25 Schilling 1944, Vs., die Varianten mit Block-Ziffer „2“ wurden nicht ausgegeben.
Der Schein befindet sich in Privatbesitz und stammt aus einer Vernichtungsaktion von Militärschilling-Scheinen. Es wird vermutet, dass die noch vorhandenen Scheine im Jahr 1948 in Wien verbrannt wurden. Jedoch wurden die auch als „Okkupationsschillinge“ bezeichneten AMS-Noten lt. OeNB „... im Betrag von 6,8 Mrd. auf Depots der Notenbank hinterlegt und schrittweise vernichtet – verkolIert, wie es im Jargon der Notenbank hieß“. [7] Der größte Teil wurde zuvor als Reserve gehalten; die zum Umtausch von Österreichern eingereichten AMS stammten zu 75 % aus der sowjetischen Zone einschl. Wien und widerspricht Katalogangaben, demnach die Scheine nur von den Briten in ihrer Zone ausgegeben wurden.
Höchstwahrscheinlich wurde nur ein Zehntel der gedruckten alliierten 25-Militärschilling-Scheine ausgegeben. Alle gefundenen Stücke bis zur KN 10000000 weisen mehr oder weniger sichtbare Gebrauchsspuren auf.
Abb. 7: 25 Schilling 1944, Rs., Erhaltung gebraucht (about fine), in einer englischen Auktion im September 2019 für 120 Pfund versteigert; ein bankfrischer Schein erbrachte im selben Jahr 500 Euro.
Die höchste festgestellte Kontrollnummer ist die 71665480 (Abb. 5). Die Sichtung von Kontrollnummern unterschiedlicher Zahlenkreise lässt vermuten, dass mehrere Bündel mit je 100 Scheinen bei der Vernichtung „entnommen“ wurden: 18558501 ... 18558600, 18777601 ... 18777700 und 46523901 ... 46524000. Und für die Musterscheine wurden von der OeNB mindestens 16 Stück gestempelt und perforiert (71665465 ... 71665480).
Abb. 8: 2 Schilling 1944, Rs., Andruck der schwarzgrauen Druckform.
Abb. 9: 2 Schilling 1944, Rs., Andruck der blauen Druckform.
Abb. 8: 2 Schilling 1944, komplett gedruckte Rückseite, vom BEP in einer Menge von 100 Mio. Stück und mit Wasserzeichen „MILITARY AUTHORITY“ gedruckt.
Derzeit sind noch ein Menge unbeantworteter Fragen offen; bei den anderen Ausgaben der AMS-Serie von 1944 kennt man interessante Einzelheiten, wie z. B. die Druckformen für Unterdruck und Hauptdruck oder Druck-, Liefer- und Vernichtungslisten. Wir wissen bspw. nicht die genaue Anzahl der gedruckten Austauschnoten. Hier sollte man von einer Viertelmillion gedruckter Scheine ausgehen. Auf dem Sammler-Markt sind heute noch annähernd sechs Dutzend 25-Schilling-Scheine verfügbar – die meisten sind kassenfrisch.
Michael H. Schöne
Anmerkungen
[1] James Rutlader: „Allied Military Currency“, Kansas City 1968
[2] Dr. Gastone Söllner: „Die Übergangsbanknoten des 2. Weltkrieges“, Basel 1979
[3] Raymond S. Toy/Carlton F. Schwan: „World War II Allied Military Currency“, Portage 1974
[4] C. Frederick Schwan/Joseph E. Boling: „World War II Military Currency“, Port Clinton 1980
[5] Fred Schwan: „A look at AMC’s“, „Bank Note Reporter“, Jg. 18, Nr. 4, Iola 1990
[6] Johann Kodnar/Norbert Künstner: „Katalog der österreichischen Banknoten ab 1759“, Wien 2010
[7] Hans Seidel: „Währungsreform und Besatzung in Österreich 1945-47“, in: „Wirtschaft und Gesellschaft“ Heft 3/1999, Wien
Vielen Dank an Herrn Rudolf Richter, Salzburg, für die Erstmeldung.
Abkürzungen
AMC: Allied Military Currency
AMS: Alliierte Militärschilling
BEP: Bureau of Engraving and Printing
OeNB: Oesterreichische Nationalbank
OMGUS: Office of Military Government for Germany (U.S.)
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