Geld manipuliert uns – ich manipuliere Geld, so werden im Rahmen eines Kunst-Projektes aus bekannten Notenbildern Fantasiebanknoten, die alle eines gemeinsam haben: Sie waren einmal echtes Geld und sind jetzt reine Fantasie. Das Hobby der "Banknotenveränderungen" betreibe ich seit ungefähr sechs Jahren. Damit bekommt der Begriff "Stempelgeld", der früher für Arbeitslosenunterstützung gebräuchlich war, eine völlig neue Bedeutung.
Wie bin ich dazu gekommen:
In einem Internetforum hatte ich einen Beitrag gelesen, dass man alte und verschmutzte Banknoten durch ein Seifenlaugen-Bad wieder auf Vordermann bringen könnte, dies sei wohl auch einmal in einem "Rosenberg-Katalog" beschrieben worden. Na gut, alte und verschmutze Banknoten hatte ich genügend, und deshalb versuchte mein Glück mit einem "Blauen Hunderter" von 1908. Es kam, wie es kommen musste: die blaue Druckfarbe blutete aus, was mich zuerst entsetzte, aber im nächsten Moment dazu anspornte heraus zu finden, wie viel Farbe da wohl noch weg geht. Nach zahlreichen Experimenten mit reichlich Verlust an "Versuchsmaterial", hatte ich dann eine geeignete Kombination aus chemischer und mechanischer Behandlung gefunden um zumindest soviel Farbe zu entfernen, dass ein anderes Motiv auf dem Schein anzubringen ist.
Jetzt brauchte es nur noch einer Möglichkeit ein anderes Druckbild auf die bearbeiteten Banknoten zu bringen. Das Mittel meiner Wahl war schließlich die Verwendung von photopolymeren Stempelplatten, welche ich bei einem Stempelservice aus dem Internet herstellen ließ. Leider war dies eine sehr kostspielige Angelegenheit, was mich wiederum dazu veranlasste, die Sache selber in die Hand zu nehmen. Sehr zum Leidwesen meiner Frau fertige ich seither meine benötigten Stempelplatten selber an.
Neuerdings versuche ich mich auch in der Herstellung von "echten" Druckplatten, welche einen "prägenden" Eindruck hinterlassen. Leider ist die Herstellung und Anwendung mit erhöhtem Aufwand verbunden. Man betrachte hierzu mal den grünen 50-Billionen-Mark-Schein, bei dem das Druckbild auf der Vorderseite einer 50-Mark-Note vom April 1910 angebracht habe.
Die Wahl der Motive reicht von berühmten Persönlichkeiten und erotische Motive bis hin zu Wertänderungen, wo dann aus Millionen-Mark-Scheinen Fantasie-Billionen werden. Viele Scheine haben auch einen ironischen Beigeschmack, wenn zum Beispiel auf afrikanischen Noten das Abbild von Moa Zedong zu finden ist, lässt sich dies als ein Verweis auf das über übergroße Engagement Chinas in Afrika deuten.
Persönlichkeiten
Neben Porträts, die man auch auf deutschen Banknoten und solchen aus dem Ausland findet, wie z.B. solche der "Gemäldeserie" der Bundesbank oder von Ernesto "Che" Guevara auf kubanischen Scheinen, findet man auch eines von Donald Trump auf einer indischen Banknote.
Erotische Motive
Die erotischen Motive sind ja auch nur eine Umkehrung der Weisheit, die uns sagt dass Geld sexy macht ...
Wertveränderungen
Hier werden z.B. die Wertangaben von Banknoten der deutschen Inflation durch Stempelaufdrucke verändert und so entstehen Fantasie-Inflationsscheine. Dabei werden entweder einseitig bedruckte Hilfsbanknoten der Reichsbank verwendet oder aber es werden auch beide Seiten verändert.
Kombinierte Fantasienoten
Die Kombination aus verschiedenen Motiven und Beschriftungen ergibt schöne Fantasienoten, wie zum Beispiel die Mischung aus DM-Motiven mit der Beschriftung "Staatsbank der DDR" ergibt eine deutsche Einheitsnote auf Basis einer weißrussischen Banknote, oder der 100 Mark der DDR Schein mit Karl Marx auf Basis des Flottenhunderter - Umstände, die im geschichtlichen Rahmen nie zusammen gefunden hätten, wie auch das Konterfei von Kaiser Wilhelm auf Inflationsbanknoten.
Generell ist zu sagen, dass mich Banknoten schon immer fasziniert haben. Ich tauschte meine gesparten Münzen lieber in 5-DM-Scheine um, und freute mich in den 1970er Jahren immer auf den Besuch aus dem "Osten", welcher mir jedes mal einen 100-Mark-Schein mit dem Porträt von Karl Marx mitbrachte, den ich nur schweren Herzens in die bekannten DM-Noten umtauschte. Die zweite Faszination aus Kindertagen war die "Schwarze Kunst" (Druck) und Stempel. Schön, dass ich heute alles in einem Hobby zusammenbringen kann.
Anzahl der Motive
Da kann ich leider keine genauen Angaben machen. In dieser Hinsicht bin ich leider etwas unorganisiert, zumal ich eher spontan an die Sache herangehe. Wenn ich einen Posten Banknoten ersteigert habe, passiert es regelmäßig, dass ich bei der Durchsicht der Scheine spontan auf eine Idee komme und diese dann zugleich umsetze – wie neulich, als ich ein paar alte Drachmen-Scheine herausfischte und dachte, dass hier thematisch Moa Zedong bzw. das Motiv des alten 1000-DM-Scheins sehr guten passen könnte. Das wären dann also schon mal zwei verschiedene Fantasiescheine, die zudem auch noch Unikate sind. Motive von Mao, Karl Marx u.s.w. finden auch auf verschiedenen Banknoten ihren Platz, was bedeutet, dass ein Stempelmotiv gleich dutzende von verschiedenen Fantasiescheinen hervorbringen kann. Zudem erschwert wird die Sache durch den Umstand, dass ich nur sehr ungern mehrfach einen komplett gleichen Fantasieschein erstelle – zumeist variieren die Rückseiten oder andere Einzelheiten ...
Wenn ich also schätzen soll, dann sind es sicherlich Hunderte, jedoch auch keine Tausende Scheine mit unterschiedlichen Motiven. Von der Gesamtanzahl der hergestellten Exemplare kommen mittlerweile sicherlich schon tausend Stück und mehr zusammen, wobei ich erst seit einem Jahr etwas produktiver bin. Alles in Allem bleibt die jeweilige Auflage sehr begrenzt, da die Vorbereitung des "Rohmaterials" doch sehr aufwändig ist.
Ebay-Angebote
Durch meine Ebay-Angebote lasse ich andere an meinem Hobby teilhaben und kann mit dem Erlös weitere Projekte finanzieren – im besten Fall also eine Win-Win-Situation für alle. Natürlich sind nicht alle Sammler von meinem "Stempelgeld" begeistert. Es sind allerdings keine Stempel-Manipulationen zum Schaden der Sammler, wie dies etwa mit dem Anbringen von Stempeln der Waffen-SS usw. geschieht. Außerdem ist ja der Grundschein immer noch zu bestimmen. So gesehen ist das "Stempelgeld" sogar eine Bereicherung und sollte vor allem als Kunstprodukt angesehen werden, mit dem kein Sammler getäuscht werden soll.
Mehr "Stempelgeld" findet man auf: www.stempelgeld.de
Rainer Fuchs
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