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AutorenbildUwe Bronnert

Geldzeichen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, Teil 2

Aktualisiert: 8. Feb.

Am 2. August 1870 marschierten französische Soldaten der Rheinarmee unter General Frossard in die wenig geschützte preußische Grenzstadt Saarbrücken ein. Damit begann die Phase der Kriegshandlungen. Am 5. August räumte Frossard Saarbrücken wieder, da er starke gegnerische Truppenverbände in der Nähe vermutete. Damit ging die Initiative auf die drei deutschen Armeen über. Anfangs waren die Siege der deutschen Armeen mit großen Verlusten erkauft; jedoch errangen sie taktische Vorteile, sodass es den französischen Truppen nie gelang, vereint zu kämpfen. Die von der Grenze zurückgedrängten Franzosen marschierten nach Nancy und Straßburg, um sich dort neu zu formieren, während die von Marschall François-Achille Bazaine geführte Rheinarmee ihre Stellung in Metz hielt. Zwischen dem 14. und 18. August kam es hier zu drei Schlachten. Bei Mars-la-Tour (16. August) gelang es Bazaines Armee den Weg in das schwer befestigte Verdun abzuschneiden und eine Vereinigung mit der Armee Napoleons III. zu vereiteln. Nach der verlustreichsten Schlacht des gesamten Krieges in Gravelotte am 18. August zog sich die französische Rheinarmee hinter die Festungsmauern von Metz zurück und wurde von deutschen Truppen eingeschlossen. Marschall Mac-Mahon zog seine Verbände in Châlons zusammen. Sie wurden jedoch von der 3. Armee des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dem späteren Kaiser Friedrich III., in Richtung belgische Grenze abgedrängt und in Sedan eingeschlossen. Nach starkem Bombardement kapitulierte am 2. September die eingekesselten Armée de Châlons. Mit ihr geriet auch der französische Kaiser Napoleon III. in preußische Gefangenschaft.[1]


Als in Paris am folgenden Tag die Nachricht von der Niederlage eintraf, brach das bereits vorher angeschlagene kaiserliche Regime endgültig zusammen. Unter dem öffentlichen Druck gaben die Abgeordneten um Léon Gambetta nach und proklamierten am 4. September 1870 die Dritte Französische Republik. Die folgenden Monate bis zum Friedensschluss musste der entmachtete Kaiser in Gefangenschaft, in Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel, verbringen.


Nach den Gepflogenheiten des Kabinettskrieges hätte die französische Niederlage bei Sedan – der größte Teil der französischen Berufsarmee geriet hier in Kriegsgefangenschaft oder war in der Festung Metz eingeschlossen – eigentlich das Ende des Krieges bedeutet müssen.

Die „provisorische Regierung der nationalen Verteidigung“ in Paris sah sich jedoch außer Stande, der geforderten Abtretung des Elsass und Teilen Lothringens zuzustimmen, da dies unweigerlich zu Unruhen in Paris geführt und den Sturz der neuen Regierung bedeutet hätte.


So ging der Krieg weiter. Am 9. September ergab sich Laon kampflos den Truppen des Großherzogs von Mecklenburg. Bereits am 18. September überquerte die deutschen Armeen die Marne und die Seine flussaufwärts von Paris und schlossen sich in Poissy zwischen Saint-Germain und Versailles, wo der preußische König Wilhelm und der Große Generalstab am

7. Oktober eintrafen, mit den flussabwärts gezogenen Korps zusammen.


Bevor Paris am 19. September 1870 von deutschen Truppen eingeschlossen wurde, flüchtete die französische Regierung über Tours nach Bordeaux. Die massiven Festungsanlagen von Paris hielten die deutsche Heeresleitung davon ab, die Stadt erstürmen zulassen, auch fürchtete man die zu erwartenden Straßenkampfe. Moltke setzte darauf, dass die Vorräte in der belagerten Stadt nach acht Wochen aufgebraucht sein würden und die französische Regierung dann um Frieden bitten müsse. Besonders die ärmeren Schichten der Bevölkerung litten in der eingeschlossenen Stadt unter Hunger, Seuchen ((Typhus, Ruhr, Pocken) und Kälte. Der Artilleriebeschuss seit dem Jahreswechsel 1870/1871 forderte weitere Opfer.


Die drei neu aufgestellten, schlecht ausgerüsteten französischen Armeen sollten Paris befreien. Nachdem es der „Ersten Loire-Armee“ nicht gelang, Paris zu entsetzen, eroberten die deutschen Truppen des Großherzogs von Mecklenburg [-Schwerin] Friedrich Franz II. und des Prinzen Friedrich Karl von Preußen am 4. Dezember Orléans wieder zurück, dass zuvor bereits am 11. Oktober von bayerischen Truppen unter dem Kommando des Generals Ludwig von der Tann-Rathsamhausen genommen worden war. Die „Zweite Loire-Armee“ unter General Chanzy konnte die deutschen Truppen am 4. Januar 1871 vor Le Mans nicht aufhalten; beim Waffenstillstand hatten sie gerade Alencon und Tours aufgegeben, hielten aber immer noch Laval.


Im Süden hielt General Cambriels Vogesenarmee der Armee des Generals August von Werder nicht stand. Epinal wurde am 12. Oktober 1870 von deutschen Truppen und Dijon am 30. Oktober besetzt.


Nach dem Fall von Metz am 27. Oktober 1870 standen auf deutscher Seite genügend Truppen zur Verfügung, um nun gegen die ostfranzösischen Festungen vorgehen zu können. General von Tresckows 1. Landwehrdivision, die bei Straßburg gekämpft hatte, erhielt den Auftrag die weiteren Aktionen des XIV. Korps abzusichern und die Festung Belfort zu belagern.


In nordwestlicher Richtung erreichte Edwin von Manteuffels Armee am 28. November Amiens und am 6. Dezember Rouen, überquerte aber nur kurz die Seine und machte vor Le Havre halt. Erst im Januar 1871 zog seine Streitmacht weiter nach Péronne und Saint-Quntin. Als am 28. Januar der Waffenstillstand geschlossen wurde, hielt die französische Nordarmee noch immer Maubeuge, Landrecies, Cambrai, Arras und Doullens, war aber seit über zwei Monaten vom Rest des Landes isoliert.


Südlich der Loire zog in Bourges die Regierung der Nationalen Verteidigung eine Armee unter dem Kommando von General Charles Bourbaki zusammen, die von Garibaldis Freiwilligenkorps verstärkt wurde. Sie sollten Belfort befreien und die deutschen Armeen von ihren Stützpunkten abschneiden. Die Verschiffung der Truppen begann jedoch erst am

21. Dezember in Nevers und die Konzentration in Besancon erst am 5. Januar. In der Zwischenzeit hatte General von Werders Truppe Dijon verlassen und zog nach Vesoul hinauf, um den Belagerern von Belfort zur Hilfe zu kommen und die französische Armee daran zu hindern, den Ort zu erreichen.


Eine deutsche „Südarmee“ unter dem Kommando von General von Manteuffel wurde in der Gegend von Chatillon-sur-Seine gebildet. Sie stürmte zwischen Dijon und Langres nach Osten und schwenkte dann nach Süden ab, ließ Besancon links liegen und schnitt die Reste der französischen Armee ab, die in die Schweiz flüchtete und dort interniert wurde.


Die besetzten französischen Gebiete wurden von einer preußischen Militärregierung verwaltet, die sich auf die Kooperation der verbliebenden französischen Kommunalverwaltungen stützte. Zwar wurde die Zivilbevölkerung für die Unterbringung und Versorgung der fremden Truppen in Anspruch genommen, ansonsten interessierte sich das Militär aber nicht für die Wirtschaft und das Währungswesen des Landes.


„Die deutschen Heere verfuhren .. im allgemeinen mit großer Billigkeit und zwar auch, was die Festsetzung des Wertverhältnisses der beiderseitigen Münzen anbelangt. Zugrunde gelegt wurde dabei der Parikurs des französischen groben Silbergelds gegenüber dem deutschen. Man berechnete also den Taler zu dem festen Satz von 3,75 Franken und den süddeutschen Gulden zu 2,15 Franken, obwohl das silberne Fünffrankenstück gegenüber der den 10. August 1870 eingeführten französischen Papiervaluta (s. unten) in der Folge ein veränderliches kleines Aufgeld genoß. Umgekehrt ließ sich Deutschland jene Taler- und Guldenstücke an der im Friedensvertrag ausgemachten Kriegskontribution Frankreichs zu dem nämlichen Kurs anrechnen.“[2] Auch wenn einzelne militärische Verbände intern eigene Zahlungsmittel verwendeten, wurde von den deutschen Armeen und Verbänden kein Besatzungsgeld ausgegeben.


Abb. 1.1/2: Preußen, 1862, 1 Thaler, Vorder- und Rückseite.


Abb. 2.1/2: Baden, 1859, 1 Gulden, Vorder- und Rückseite.


Noch vor Kriegsende gelang es Bismarck die süddeutschen Staaten (ohne Österreich) zum „Beitritt“ zum Deutschen Reich zu gewinnen. Die Verfassung des neuen deutschen Kaiserreichs trat am 1. Januar 1871 in Kraft. In Versailles wurde dann für alle sichtbar das Deutsche Reich aus der Taufe gehoben. Am 18. Januar 1871 versammelten sich die deutschen Landesfürsten mit ihren Stäben im Spiegelsaal des Schlosses und riefen dort den preußischen König Wilhelm zum deutschen Kaiser aus. Gerade diesen symbolträchtigen Akt nahmen die Franzosen den Deutschen übel. Nicht von ungefähr musste der Versailler Vertrag 1919, der die Niederlage Deutschland 1918 dokumentierte, an gleicher Stelle unterzeichnet werden.[3]



Am 23. Januar 1871 nahm die französische Regierung gegen den Willen des Innenminister Gabetta geheime Waffenstillstandsverhandlung mit Bismarck auf. Am 28. Januar ergab sich die französische Hauptstadt und es trat ein auf 21 Tage befristeter Waffenstillstand in Kraft. Der Abschluss des Vorfriedens in Versailles sah die Abtretung eines Großteils der deutsch besiedelten Gebiete des Elsass und Teilen Lothringens vor, sowie die Zahlung von Kriegsentschädigungen bis zum März 1874. Den endgültigen Friedensschluss zögerte die französische Regierung in der Hoffnung hinaus, dass andere europäische Großmächte sich zu Gunsten Frankreichs diplomatisch einschalten würden. Diese Hoffnung wurde zunichte gemacht, da innenpolitische Ereignisse umgehendes Handeln und dazu die Duldung der deutschen Armee erforderten. Die Pariser Kommune, eine radikal revolutionäre Bewegung, bedrohte die Autorität der französischen Regierung, sodass am 10. Mai 1871 in Frankfurt am Main der endgültige Friedensschluss erfolgte. Neben den Gebietsabtretungen mit den wertvollen lothringischen Eisenerzgruben musste Frankreich 5 Millionen Goldfrancs als Reparation zahlen. Bis zur vollständigen Zahlung blieben Teile des Landes besetzt.


Die deutschen Soldaten machten in Frankreich vollkommen neue Erfahrungen, wenn es darum ging, Einkäufe zu bezahlen. Zwar waren auch in Frankreich eine Vielzahl verschiedener Münzen im Umlauf, aber seit dem 7. April 1795 hatte man als erstes Land in Europa eine Dezimalwährung. Statt mit Livres rechnete man mit einem Franc zu 100 Centimes.


Seit 1855 prägte die Monnaie de Paris Goldmünzen zu 50 und 100 Francs, die jedoch kaum im Umlauf anzutreffen waren. Dagegen waren die goldenen „Napoleons“ bzw. „Louis“, Münzen zu 20 Francs, die „Doubles“, 40-Francs-Münzen aus der Zeit Napoleon Bonapartes, dem ersten Konsul, französischen Kaiser und König von Italien, von Louis XVIII., Charles X. und Louis-Philippe, sowie Goldmünzen zu 10 Francs („Demis“, geprägt seit 1850) und 5 Francs („Quarts“, geprägt seit 1854) im Umlauf. Natürlich wurden sie mit Beginn des Krieges von der Bevölkerung gehortet.


Bei den täglichen Zahlungen wurden dagegen zunächst weiter Silbermünzen verwendet.

Die Geldbörsen waren voll von Münzen zu 5 Francs mit der Abbildung des Herkules („Union et Force“) und von Napoleon III. Zusätzlich liefen die wertgleichen Münzen der Lateinischen Münzunion aus Belgien, Griechenland, Italien und der Schweiz um.[4] Aber auch Münzen von Staaten, die nie der Münzunion angehört haben, aber nach gleichem Standard prägten, waren im Umlauf anzutreffen, so z. B. die des Kirchenstaates mit der Abbildung des Papstes. Dagegen waren die Münzen zu 2 Francs, 1 Franc und 50 Centimes aus der Zeit vor 1865 (aus 900/1000er Silber) nicht mehr gesetzliche Zahlungsmittel. In den vergangenen fünf Jahren waren aber fast 26 Millionen Münzen zu 2 Francs, fast 83 Millionen Münzen zu 1 Franc,

80 Millionen Münzen zu 50 Centimes und schließlich 12,5 Millionen Münzen 20 Centimes (835/1000er Silber) geprägt worden. Der Bestand an „Sous“ und „2 Sous“, die seit 1852 geprägt und in Umlauf gebracht wurden, betrug 331.789.765 Münzen zu 10 Centimes und 504.297.197 Münzen zu 5 Centimes, wobei fast 200 Millionen Münzen zu 1 und 2 Centimes hinzukamen.[5]


Abb. 3.1/2: Empire Français, 1857, 20 Francs, Vorder- und Rückseite.

Abb. 4.1/2: Empire Français, 1867, 5 Francs, Vorder- und Rückseite.


Nach weniger als zwei Monaten waren jedoch auch die Silbermünzen in der vom Krieg betroffenen nordöstlichen Zone vollständig verschwunden und auch im Westen und Süden des Landes wanderten viele Münzen in die berühmt berüchtigten wollenen Sparstrümpfe.


Mit dem Gesetz vom 12. August 1870 wollte die Regierung dem Horten von Münzen vorbeugen. Die Banknoten der Banque de France erhielten Zwangskurs, d. h. die Bank wurde von der Pflicht enthoben, ihre Banknoten in Gold- oder Silbermünzen einzulösen.

Das Notenkontingent der Bank, die seit 1848 das alleinige Emissionsrecht in Frankreich besaß, wurde auf 1.800 Millionen Francs erhöht und die Ausgabe von 25-Francs-Noten gestattet. Nur zwei Tage später wurde der Emissionsbetrag nochmals erhöht: auf 2.400 Millionen Francs.[6]


Vorsorglich hatte die Bank schon vor Ausbruch des Kriegs den Druck von 100- und 50-Francs-Noten in Auftrag gegeben. Vom 16. Juli bis zum 16. August lieferte die Druckerei der Banque de France nicht nur 500.000 Banknoten zu 100 Francs und 300.000 Noten zu 50 Francs, sondern auch rund 200.000 Banknoten zu 500 Francs und 1.000 Francs.

Vom 16. August bis zum 17. November druckte sie ferner 875.000 Noten zu 25 Francs.


Abb. 5.1/2: Banque de France, 11. Oktober 1870, 25 Francs, Typ Paris, Vorder- und Rückseite.[7]


Obwohl die beiden erstgenannten Nominale ab Juli 1870 in viel größeren Mengen als zuvor gedruckt wurden, sind sie als normale Ausgaben zu betrachten, da die aktuellen Typen (Blaudruck) seit 1862 (geändert 1866) für 100 Francs und seit 1864 (geändert 1868) für 50 Francs geschaffen worden waren – der 50-Francs-Schein „Clermont“ ist hingegen eine Sonderanfertigung aus der Kriegszeit (siehe weiter unten).


Durch die Anfang August gestiegenen Bargeldanforderungen an die Bank, fiel ihre Bargeldreserve auf 900 Millionen Francs. Dies war sicherlich auch ein Grund dafür, dass sich die Bank nicht widersetzte, als ihre Banknoten Zwangskurs erhielten. Der Rat der Bank war gezwungen ein Moratorium für Handelswechsel zu erlassen. Zwar vermied es die Bank Goldmünzen auszuzahlen, gab aber Silberbarren aus ihrer Reserve zur Münzprägung frei, um so Lohnzahlungen und Transaktionen im Kleinhandel zu ermöglichen. Dennoch fehlte immer wieder das Kleingeld.


Anstelle der Banknoten zu 25 Francs ersuchte der Bankrat bei der Regierung um die Genehmigung, Banknoten zu 20 Francs ausgeben zu dürfen. Sie würden der gängigen Goldmünze entsprechen, die praktisch aus dem Umlauf verschwunden sei. Erst am 23. Dezember, als die Hauptstadt bereits seit zweieinhalb Monaten von deutschen Truppen besetzt war, konnte die Bank mit dem Druck dieser Banknoten beginnen. Sie gelangte ab Anfang Januar 1871 in Paris in Umlauf. Bis Mai 1873 wurden 49.550.000 Scheine gedruckt. Allerding wurden sie ab Ende 1872 nicht mehr in Umlauf bracht und ab Dezember 1874 eingezogen, während die 25-Francs-Scheine, deren Fälschungen frühzeitig erkannt worden waren, bereits seit Januar 1873 offiziell aus dem Verkehr gezogen wurden.


Abb. 6.1/2: Banque de France, 2. März 1871, 20 Francs, Vorder- und Rückseite.[8]


Ende August 1870, als Paris bereits durch den Vormarsch der preußischen Truppen bedroht war, ließ die Banque de France „Reservebanknoten“ im Wert von 300 Millionen Francs und die Klischees der Banknoten und Unterschriften zusammen mit dem Goldbestand und den Kronjuwelen abtransportieren. Die „Reservescheine“ gingen über Nantes nach Tours, wo die Regierung der Nationalen Verteidigung und einige Bankvertreter vorübergehend ihren Sitz nahmen. Später verlegten beide ihren Sitz nach Bordeaux. Die Geldkisten gelangten bis nach Bayonne und kehrten nach dem Waffenstillstand im Februar 1871 nach Paris zurück. Jedoch wurde keiner dieser Scheine jemals in Umlauf gesetzt, da der Bestand während der Zeit der Kommune eingeäschert wurde.


Ebenfalls im August 1870 richtete die Banque de France eine Druckerei in Clermont-Ferrand ein, um im Falle einer Belagerung der Hauptstadt die Filialen in den nicht besetzten Departements mit Banknoten versorgen zu können. Am 13. September erreichte Ingenieur Ermel die neue Druckerei und begann umgehend mit den Arbeiten. Bereits am 8. Oktober verließen die ersten Scheine zu 25 Francs die Druckerei und am 4. November wurden 50-Francs-Banknoten in Umlauf gebracht.


Diese Banknoten unterschieden sich von den weiterhin regelmäßig in Paris gedruckten Banknoten durch die Hinzufügung von drei Sternen neben bzw. über der Wertangabe bei der Banknote zu 25 Francs. Beim Wert zu 50 Francs befinden sich die Sterne vor, hinter und unter der Zeile „Banque de France“. Außerdem wurde ihre Nummerierung handschriftlich vorgenommen, während seit 1866 alle in Paris gedruckten Banknoten maschinell nummeriert wurden. Die Banknoten zu 25 Francs und 20 Francs wurden auf glattem, weißen Papier gedruckt. Banknoten auf vergilbtem Papier sind zeitgenössische Fälschungen. Die Note zu 50 Francs zeigt als Wasserzeichen einen Merkurkopf von vorne.


Weniger als zwei Monate nach ihrer Inbetriebnahme hatte die Druckerei in Clermot-Ferrand bereits 400.000 Banknoten zu 25 Francs und 134.000 Banknoten zu 50 Francs gedruckt, deren Papier von einer Fabrik in Thiers geliefert wurde. Als die Druckerei Mitte Dezember stillgelegt wurde, hatte sie 440 Alphabete von Banknoten zu 25 Francs und 115 Alphabete von Banknoten zu 50 Francs gedruckt.


Auch während der Belagerung arbeitete die Monnaie de Paris weiter und prägte:

  • 1.510.300 Münzen zu 5 Francs

  • 1.563.000 Münzen zu 2 Francs

und während der Zeit der Kommune 1871:

  • 256.410 Münzen zu 5 Francs (mit Camelinats unterschiedlichem "Dreizack")

und ab Juni bei der normalen Ausgabe

  • 237.906 Münzen zu 5 Francs

  • 4.757.257 Münzen zu 2 Francs

  • 2,979,881 Münzen zu 1 Franc

  • 235.803 Münzen zu 50 Centimes aus Silber sowie

  • 2.508.494 Münzen zu 20 Francs aus Gold.

Bleibt noch zu ergänzen: Von 1872 bis 1874 stellte die Pariser Münze weitere 35 Millionen

5-Francs-Münzen und etwa 20 Millionen Teilstücke her. Die Prägung von 20-Francs-Münzen wurde 1874 wieder aufgenommen, während die Monnaie de Bordeaux von September 1870 bis Ende 1874 fast 3,5 Millionen Ecus und plus 14 Millionen Teilstücke prägte.


Abb. 7.1/2: Republique Française, 1871, 2 Francs, Vorder- und Rückseite.


Trotz der großen Münzproduktion und der zusätzlichen Banknotenausgaben herrschte vielerorts weiterhin ein starker Mangel an Kleingeld und Banknoten. Um Löhne und Einkäufe bezahlt zu können, musste improvisiert werden. Handelskammern, Städten und Gemeinden, lokalen Banken, Industrielle und sogar Privatpersonen emittierten „Bons de Monnaie“.

Dieses Notgeld wurde unter verschiedensten Namen ausgeben, wie z. B. Bon de Circulation, Bon d’Echange, Monnaie Municipale, Bon Divisionnaire, Bon Provisoire, Monnaie Obsidionale, Bon Municipaux, Bon au Porteur, Coupure de Billet de Banque, Bons Communaux, Cheque, Bon de Grantie usw.[9]


Abb.8.1/2: Ville de Lille, 17. September 1870, 20 Francs, Blankette oder Neudruck?, Vorder- und Rückseite.


Abb.9.1/2: Ville de Verdun, 15. Oktober 1870, 25 Centimes, Vorder- und Rückseite.


Abb.10: Decombecque Lens, 15. Oktober 1870, 1 Franc, Blankette, Vorderseite.


Abb.11: Decombecque Lens, 15. Oktober 1870, 5 Franc, Blankette, Vorderseite.


Abb.12.1/2: Decombecque Lens, 15. Oktober 1870, 10 Franc, Blankette, Vorder- und Rückseite.


Abb.13.: Verrerie de Vauxrot Deviolaine et Cie, 1. November 1870, 1 Franc, Vorderseite.


Abb.14: Ville de Saint-Quentin, o. D., 1 Franc, Vorderseite.


Abb.15.1/2: Villeneuve-l'archeveque, 4. Dezember 1870, 5 Francs, Vorder- und Rückseite.


Abb. 16: Banque Commerciale de Sedan, 30. Dezember 1871, 2 Francs, Neudruck, Vorderseite.


Abb.17.1/2: Ville des Piceys, 1. Februar 1872, 50 Francs, Vorder- und Rückseite.


In fast 50 Departements gaben etwa 400 Emittenten 1.100 unterschiedliche Scheine aus. Dabei sind zwei Ausgabeepochen zu unterscheiden. Erstens die Ausgaben von Ende 1870, die als Ersatz für die gehorteten Gold- und Silbermünzen ausgegeben wurden und zweitens die Ausgaben von Ende 1871 und Anfang 1872, die das Geld, das durch die Reparationszahlungen nach Deutschland flossen, ersetzten sollte. Sie sind eher als Kreditscheine anzusehen, die eine Erholung der Wirtschaft ermöglichen sollten. Zur letzten Gruppe gehören auch die beiden folgenden Emissionen.


Abb. 18.1/2: Comptoir d'Escompte (de Paris), 16. November 1871, 5 Francs, Vorder- und Rückseite.[10]


Abb. 19.1/2: Société Généraöe. 18. November 1871, 1 Franc, Vorder- und Rückseite.


Im Oktober 1871 trat die Industrie- und Handelskammer Paris an die Comptoir d'Escompte mit der Bitte heran, Münzscheine auszugeben, um so der Währungskrise zu begegnen.[11]

Der Rat der Bank war hierzu grundsätzlich bereit, wollte aber zu diesem Zweck eine Anleihe im Namen von neun Instituten, darunter Crédit Foncier, Crédit Agricole, Crédit Lyonnais, Banque de Paris und Banque des Pays-Bas, ausgeben und wünschte hierzu die Zustimmung der Finanzverwaltung. Zur Ausgabe gelangte ein Schein zu 5 Francs – dies entsprach immerhin dem Lohn von 15 Arbeitsstunden eines Facharbeiters – mit dem Datum vom

16. November 1871. Der Entwurf der Note stammt vom Maler Charles Camille Chazal (1825 – 1875), die Gravur besorgte Paul Dujardin (1843 – 1913) und den Druck auf Papier ohne Wasserzeichen IMP. A. CHAIX ET CIE - C. PARIS.[12]


Unter dem Druck der täglich wachsenden Bedürfnisse schloss sich auch die Société Générale dem Konsortium an, gab aber eigene „Bons de Monnaie“ aus. Die Scheine zu 1, 2 und 5 Francs datieren vom 18. November 1871. Fertige Bögen lieferte die Druckerei Chaix in der Rue de Provence, wo sie mit der Serie, der Nummer und den Unterschriften des Direktors Heroin, des Hauptkassierers Lemonnier und des Kontrolleurs Voller vervollständigt wurden. Die dazu notwendigen drei Druckmaschinen, an denen der Druckereibesitzer und die Druckereibesitzerinnen arbeiteten, wurden im Erdgeschoss aufgestellt.[13]


Abb. 20: Der Druck der Bons de Monnaie[14]


Die Banque de France schätzte die die Umlaufhöhe der beiden Emissionen auf 50 Millionen Francs. Da sie hierin den Versuch sah, ihr Banknoten-Ausgabemonopol zu untergraben, bat sie nun ihrerseits um Genehmigung, Hilfsbanknoten unterhalb des Wertes von 20 Francs ausgeben zu dürfen. Das Gesetz vom 29. Dezember 1871 erlaubte die Ausgabe von Banknoten zu 10 und 5 Francs und erhöhte gleichzeitig den Gesamtbetrag der Emissionen auf 2.800 Millionen Francs. Ferner verbot das Gesetz jede neue Ausgabe von Notgeld. Das von Gemeinden, Banken und Privatpersonen ausgegebene Notgeld bis 10 Francs war innerhalb von sechs Monaten einzuziehen. Damit wurde impliziert, dass die Ausgabe von lokalen Ausgaben zu 20 Francs und darüber ohnehin illegal seien, da die Bank von Frankreich seit Anfang 1871 legal Banknoten zu 20 Francs ausgab.


Da zu diesem Zeitpunkt noch nicht genügend kleine Zahlungsmittel vorhanden waren, durften Gemeinden und bestimmte anerkannten Einrichtungen und Vereinigungen bis Juni 1872 weiterhin Notgeld emittieren. Für den Einzug wurde ihnen eine Frist bis Ende 1872 eingeräumt.


Durch Modernisierung war die Druckerei der Banque de France in der Lage, täglich 100.000 Banknoten fertigzustellen. Der Druck der 5-Francs-Noten begann am 1. Dezember 1871.

Am 8. Februar 1872 konnten bereits 1.200.000 Noten in Umlauf gesetzt werden. Bis zum

19. Januar 1874 wurden 34.000 Alphabete gedruckt, was etwa 85 Millionen Banknoten entspricht, von denen in dieser Zeit bis Mitte November 1874 allerdings nur 50 Millionen in Umlauf gebracht wurden. Die restlichen 35 Millionen Scheine wurden in Reserve gehalten und erst zu Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 ausgegeben.


Abb. 21.1/2: Banque de France, 10. Juli 1873, 5 Francs, Vorder- und Rückseite.[15]


Ab Mitte 1873 nahmen die Banque de France und ihre Filialen nach und nach auch die Auszahlung in Münzen im Austausch gegen ihre 100-Francs-Scheine vor, und Ende 1874 versuchte sie sogar, den Umlauf ihrer 100- und 50-Francs-Scheine einzuschränken, obwohl sich die Bevölkerung schon längst an sie gewöhnt hatte und die weitere Nutzung wünschte. Das Gesetz vom 3. August 1875 sah schließlich die Abschaffung des Zwangskurses vor, aber die Banknoten der Banque de France sollten weiterhin als gesetzliches Zahlungsmittel im Verhältnis zum Bargeld (Münzen) gelten; der Zwangskurs wurde offiziell erst am 1. Januar 1878 abgeschafft.


Vor allem nach der Kapitulation von Sedan, Metz und anderen französischen Festungen schwoll die Zahl der Kriegsgefangenen an, die in rund 200 Festungen und Lagern in Deutschland untergebracht werden mussten. Bis Februar 1871 kamen 11.860 Offiziere und 371.981 Unteroffiziere und einfache Soldaten nach Deutschland.[16] Ihre Unterbringung und Versorgung stellte für das deutsche Militär eine große Herausforderung dar. In früheren Kriegen war es üblich, Kriegsgefangene noch während des Feldzuges in kurzen Abständen auszutauschen; wobei Mann gegen Mann des gleichen Dienstgrades entlassen wurde.

In diesem Krieg war es anders.


Während für die Mannschaftsdienstgrade eine täglich fünfstündige Arbeitspflicht bestand, erhielten Kriegsgefangene Offiziere vom Hauptmann aufwärts monatlich 25 Thaler ausgezahlt, Offiziere niederen Ranges immerhin noch 12 Thaler. Während die Unterbringung der Unteroffiziere und einfachen Soldaten „im Allgemeinen nach den für die Kasernierung preußischer Truppen im Krieg bestehenden Grundsätzen“ erfolgte, d. h. sich auf das unbedingt Notwendige beschränkte und Verpflegung und Bekleidung in natura im Rahmen der Löhnung eines preußischen Gemeinen erfolgte, konnten kriegsgefangene Offiziere und ihre Burschen Privatquartiere mieten. Voraussetzung für das Wohnen in Privatquartieren und das Tragen von Zivilkleidung war, dass sie sich durch Ehrenwort verpflichteten, nicht zu fliehen, nur über den Ortskommandanten mit der Heimat zu korrespondieren und keinerlei konspirative Aktionen zu betreiben.


Während die Mannschaften so weit wie möglich von der Zivilbevölkerung getrennt wurden, nahmen Offiziere am gesellschaftlichen Leben teil, durften sogar innerhalb bestimmter Grenzen Reisen. Sie hatten auch die Möglichkeit, Geld gegen Schuldscheine zu erhalten, wie das folgende Dokument belegt. Der französischer Kriegsgefangene A. Coteaux erhielt am

12. Juni 1871 in Thorn in Westpreußen von einem Joh. Mich. Schwartz jun. 26 Thaler und 20 Silbergroschen, den Gegenwert von 100 Francs, ausgezahlt. Mit dem Betrag wurde L(Ous) Roederer, Reims, belastet. Das Haus Louis Roederer ist eine 1775 gegründete Champagner-Kellerei, die sich noch heute in Familienbesitz befindet.


Abb. 22: Empfangsbescheinigung vom 12. Juni 1871 über 26 Thaler u. 20 Silbergroschen = 100 Francs, Vorderseite.


Die Mannschaftdienstgrade hatten nur die Möglichkeit freiwillig bei privaten Arbeitgebern zu arbeiten, um so ein zusätzliches Einkommen zu erhalten. Dr. Keller beruft sich in seinem Katalog über das altdeutsche Papiergeld auf Günter Meinhardt, der das Papiernotgeld militärischer Einheiten zusammenstellte, darunter befindet sich auch Papiergeld für Kriegsgefangene des Deutsch-Französischen Krieges.[17]


Die Repatriierung der Gefangenen begann sofort nach Unterzeichnung des Präliminarfriedens vom 11. März 1871. Der großen Mangel an Eisenbahnwaggons stellte eine erhebliche logistische Herausforderung dar. Allein in Bayern wurden für den Rücktransport der knapp 39.000 Gefangenen 32 Züge mit je 40 Waggons benötigt. Ende Juni war die Aktion hier aber abgeschlossen.


Nach dem Sieg über Frankreich befand sich das neu gegründete Deutsche Kaiserreich im Siegestaumel. Bei der Siegesparade am 16. Juni 1871 jubelten die Berliner Bürger 40.000 Soldaten zu, die vier Stunden lang durch festlich geschmückte Straßen marschierten, angeführt von Generalfeldmarschall Friedrich Graf von Wrangel in Begleitung des russischen Generals Freiherr von Mierendorff und des österreichischen Generals der Kavallerie Freiherr von Gablenz.


Abb. 23: Parade in Berlin am 16. Juni 1871 nach W. Camphausen[18]


Die Länder Baden, Bayern, Bremen, Preußen, Sachsen und Württemberg ließen es sich nicht nehmen, den Sieg numismatisch zu verewigen. Sie ließen Erinnerungsmünzen prägen:

Abb. 24: Baden, 1871, 1 Kreuzer, „Zu des Deutschen Reiches Friedensfeier“,

Vorder- und Rückseite.


Abb. 25: Baden, 1871, 1 Kreuzer, „Der Jugend zur Erinnerung, Karlsruhe“, Vorder- und Rückseite.


Abb. 26: Bayern, 1871, 1 Thaler, Vorder- und Rückseite.


Abb. 27: Bremen, 1871, 1 Goldthaler, Vorder- und Rückseite.

Abb. 28: Preußen, 1871, 1 Thaler, Vorder- und Rückseite.


Abb. 29: Sachsen, 1871, 1 Thaler, Vorder- und Rückseite.


Abb. 30: Württemberg, 1871, 1 Thaler, Vorder- und Rückseite.


Uwe Bronnert

Anmerkungen [1] Einzelheiten zum Kriegsverlauf: Th. Lindner, Der Krieg gegen Frankreich und die Einigung Deutschlands, Zur 25jährigen Wiederkehr der Gedenktage von 1870/71, Berlin 1895.

[2] Dr. Gustav Schöttle, Der Geldkurs in vom Feind besetzten Landstrichen, Ein geschichtlicher Rückblick, Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, XV. Band, 1919, S. 53.

[3] Uwe Bronnert, Vor 150 Jahren: „Seine Majestät, der Kaiser Wilhelm lebe hoch!“, <https://geldscheine-online.com>, 3/2021 vom 18. O1.2021

[4] Albert Niederer, Die Lateinische Münzunion, Katalog sämtlicher Münzen der

5 Unionsstaaten mit gesetzlicher Gültigkeit in der Schweiz von 1852 – 1927, Hilterfingen 1976.

[5] Victor Gadoury, Monnaies Françaises 1789 – 1975, Deuxième édition, Baden-Baden 1975.

[6] Die Ausführungen zur Banque de France folgen weitgehend den Angaben bei Raymond Habrekorn, Catalogue des Papiers Monnaie Français de la Guerre de 1870 (Periode 1870 – 1873, Bulletin de la Société d’Etude pour l’Histoire du Papier-Monnaie, 10e – 11e -12e Années – 1955 – 1956 – 1957, Auxerre 1958.

[9] Yves Jérémie, Les Billets de Necessité Français de la Guerre de 1870 – 1871, Collection „Histoire du Papier-Monnaie Français“, Volume 15, 2009.

[11] Comptoir d’Escompte de Paris, Rapport a l’Assemblée Généraö Extraordinaire des Actionnaires, Du 31 Janvier 1872, Compte Rendu des Opérations du 1er Juillet au 31 Décembre 1871, S. 12 f. <https://asset.mediahub.bnpparibas/is/content/bnpparibas/FRAHBNPP_101AH028> (21.05.2023)

[13] Société Générale, Centenare 1864 – 1964, S. 65.

[14] L ‘Illustration, Journal Universel, No. 1500, 25 November 1871, Seite 4

[16] S. hierzu Manfred Botzenhart, Französische Kriegsgefangene in Deutschland 1870/71, in: Francia, Forschungen zur Westeuropäischen Geschichte, 21/3 (1994), S. 13 – 28.

[17] Dr. Arnold Keller, Das Papiergeld der altdeutschen Staaten (Taler- und Guldenscheine) vom 17. Jahrhundert bis zum Jahr 1914, Berlin-Wittenau 1953, S. 106 – 113.

[18] Th. Lindner.

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